Arthur Schnitzler an Richard Beer-Hofmann, 28. 6. 1898

Herrn Dr. Richard Beer-Hofmann
am Ossiachersee

|28. 6. 98.
Mein lieber Richard, ich bin die letzten Tage wirklich sehr fleißig gewesen. Habe Vermächtnis insbesondre 2. u 3. Akt ziemlich gründlich hergenommen und glaube, dss ich mit diesem Stück heute kaum viel weiter kommen könnte als es ist. Morgen gebe ich Schlenther die Aenderungen. Auch die Einakter sind so gut wie fertig – »und wie geht es Ihnen?«
Ich kenn mich heuer mit dem Sommer gar nicht ordentlich aus. Hoffentlich können wir uns im August, erste Hälfte treffen – doch sowohl ich als Hugo wären sehr für was |andres als Salzburg eingenommen ((wo ich im Lauf des Juli (2027 herum) jedenfalls sein werde.)) – SchweizLuzern – mit Rad gemischt –
Es ist nemlich auch sehr möglich, dass meine Mama nach Luzern geht, in welchem Fall ich mich beinah verpflichtet habe hinzugehn. Hier bleib ich noch bis 12, 13, 14, 15 Juli. –
– Heut hab ich von Mirjam geträumt, aber es war eigentlich ein kleines Kind, das ich behandelt habe, und ich |war riesig stolz, dass eine Patientin von mir so gut aussieht – und ich hab sie Ihnen gezeigt, wir sind vor dem Haus, das an der Donau war, zusammen gestanden, und Mirjam war am Fenster, 2. Stock, in den Armen einer sage femme (der mir bekannten) – und war so dick und glücklich, dassie halb beim Fenster draußen war. (Dieser Traum ist ein Geschenk für Paula. –)
– Wir machen gelegentlich kleine Aus|flüge per Rad, Rohrerhütte, Weidlingau.
Wie ist Ihre Stimmung? Versuchen Sie zu radeln? Arbeiten Sie?
Leben Sie wohl. Herzlicher Gruss. Ihr
Arth
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