Mein lieber Hugo, ich freue mich
sehr da
ss Sie
sich meiner erinnert
haben u noch mehr, da
ss Sie bald zurückko
mmen. Im
Juni wollen wir dann doch noch ein paar Mal zu
sa
mmen
sein. Und das eine Mal von den paar werde ich wohl
das
Stück vorle
sen können. Ich
habe jetzt mehr Zuver
sicht. Aber mit meinem ganzen Herzen bin ich doch nicht dabei.
Vielleicht i
st das
sogar gut: vielleicht
|i
st es ein
Fehler von vielen meiner Sachen, da
ss ich mit ihnen im Schreiben zu zärtlich geworden
bin.
Ihren
Artikel über Poesie und
Leben hab
e ich als ein
schönes Gedicht empfunden; aber es
kam mir vor, als we
nn Sie die Grenzen der Poe
sie zu eng
gezogen hätten, während es doch Ihre Ab
sicht war,
sie zu erweitern. Woher eigentlich
die
ses
sonderbare Bedürfnis kommt, über Kun
st zu reden. Ich
selb
st fühl es manchmal,
und
|habe nachher i
mmer oder
oft das Gefühl etwas überflü
ssiges oder gar unrechtes gethan
↓zu↓ haben. Es ko
mmt besti
mmt
nicht allein daher,
da
ss das Theoreti
siren einfach meinem We
sen nicht ent
spricht. Und meine Sehn
sucht,
ins Klare zu kommen, i
st gewi
ss auch nicht gering. Und was
Goethe,
Lessing,
Hebbel, was Sie und andre über Kun
st
sagen, le
se
ich gern; manches beruhigt mich, indem es ab
schließt, andres bewegt
|mich, indem es Thore auf
schließt. Wir
sprechen einmal
darüber.
Brahm i
st jetzt da, den ich per
sönlich gern habe. Ge
stern Abend waren er,
Richard,
Salten u.
Schwarzkopf bei mir. –
Gele
sen hab ich die
Frzs. Revol. von
Taine, die
Olla potrida des durchtriebenen
Fuchsmundi, die
Noten zum Divan und
einen engli
schen
Kriminalroman. – Mein So
mmerplan i
st jetzt
Norwegen,
Schweden,
Dänemark; und eine
Novelle. – Jetzt i
st ein Gewitter mit Blitz und
Donner und Abend geh ich zum »
Zerrissenen«.