Friedrich M. Fels an Arthur Schnitzler, 6. 11. 1894

Lieber Doktor Schnitzler!

Hermann Bahr hat den Artikel »Skandinavien in Deutschland« abgelehnt, weil er nicht aktuell genug sei und deshalb vor 3–4 Monaten nicht erscheinen könne. Da er selbstredend! gar nicht annahm, dass ich so lange warten werde, habe ich auch nichts gesagt, obgleich ich herzlich froh gewesen wäre, wenn er dann erschienen wäre; ich werde froh sein müssen, wenn er anderswo so bald erscheint. Aber man muss den Leuten die Ausreden nicht zu schwer machen. Von Artikeln war keine Rede mehr; dagegen sagte Bahr, er werde mir Buchbesprechungen und zwar von literarhistorischen Werken – von andern verstehe ich wohl zu wenig – übertragen; ich nahm mit Dank an und habe nun die Hoffnung, wenns sehr gut geht, in einem Jahr drei Rezensionen schreiben zu dürfen und damit |5 fl zu verdienen. Hingehen werde ich wohl kaum mehr, da er, als ich gemeldet wurde, obgleich ich auf heute 4 Uhr von ihm bestellt war, laut aufseufzte und vernehmlich sagte »So lassen Sie ihn in Gottes Namen herein.« –
Den Artikel werde ich morgen nach Berlin schicken, den bekannten Weg: zuerst Zukunft, dann Nation, dann Tante Voss, dann Gegenwart, dann . . .  wer weiss, wohin noch. Den von David refusierten Sealsfieldartikel bringe ich Uhl, dann Pötzl, dann Schönthan, dann Granichstädten . . .  dann gehe ich in die Provinz, nach Brünn und Olmütz; vielleicht, dass man ihn in Sealsfields Heimat nimmt, und 3 fl sind besser als nichts.
Besten Gruss
 Fels
Ich merke eben, dass ich die ekelhafte Gewohnheit angenommen habe, Ihnen mein Leid, wenn ich nicht kommen kann, weil ich an dem Tag schon bei Ihnen war, – schriftlich zu klagen. Seien Sie mir nicht böse!
    Bildrechte © Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar