|Lieber Doktor Schnitzler!
Da ich gerade ein paar Minuten Zeit habe, will ich Ihnen eine Unterredung berichten,
die ich heute abend mit meinem
Philister hatte; vielleicht haben Sie ein paar Sekunden Zeit, sie zu
lesen.
Auf der Stra
sse las mich der Herr auf und bega
nn, über
schlechten Geschäftsgang zu reden, um mich zu fragen, wie eigentlich »mein Geschäft«
gehe. Darauf erbot er sich, da er in der hiesigen Journalistik Beziehungen habe,
meinetwegen anzufragen; jedenfalls werde er möglichst bald mit
Jak. Herzog reden, dem Hrsg. der
Montagsrevue, mit dem er sehr gut stehe.
Da
nn kamen wir auf die
Korffsche Denunziation, wobei er mir mitteilte, in letzter Zeit
sei niemand von der
Polizei meinetwegen bei ihnen
gewesen, doch drei Tage nach meinem Einzug, also vor fünf Wochen, sei ein Herr
erschienen, habe sich seiner Schwägerin, die allein zu Hause gewesen, als Polizeiko
mmissär (??!) vorgestellt und erklärt, er mü
sse sie vor
mir warnen, da ich ein stadtbeka
nnter Schwindler sei. Ih
m↓n↓ (dem
Philister)
habe dieses Anzeige nicht bekü
mmert; weil er ihr nicht
geglaubt habe.
Nun – so viel dürfte sicher sein: ein Kommissär war der Herr nicht, denn ein solcher geht nicht zu den Leuten, sondern lässt
sie zu sich kommen; ein Detektiv auch nicht, denn der |hätte seinen Adler
vorgezeigt und sich ausserdem nicht für einen Kommissär
angegeben. Ausserdem, wenn die Polizei bereits seit
5 Wochen auf mich aufmerksam gemacht wäre, wäre es unerfindlich, weshalb ich jetzt
erst zitiert worden bin. Es kann also nur eine
Privatperson gewesen sein, die sich den Polizeititel angemasst hat. Wer sie aber war
oder von wem sie geschickt worden ist, das ist mir kein Rätsel. Früh übt sich, wer
ein Meister werden will.
Besten Gruss
Fels