Hugo von Hofmannsthal an Arthur Schnitzler, 7. 9. [1892]

|Lélex. (Ain) 7. sept.
Fünf Stunden von der Eisenbahn. Keine Zeitung. Kühe. Monsieur le curé qui fait des enfants aux jolies paysannes. Der Gendarm: Pandore. Die alten Fliegenschimmel des Wirths: Pyrame et Thisbé. Die Hauskatze: Madeleine. Der Nachttopf: Monsieur Jules.
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Lange grüne Hochplateaus mit Farrnkraut und Jurakalk; dahinter der große See und der Montblanc und Herr Edouard Rod.
|Gang der Handlung: Ich werde behandelt, wie der kleine Dauphin beim bösen Schuster Simon. Man giebt mir mehr grüne und gelbe Chartreuse zu trinken, als einem Steinklopfer, und dann muss ich Lieder im Patois lernen und singen, z. B.
    Z’ame les bouguettes
    Et les matafans
    Et les dsones feuilles
    Qu’ont lo tétés blancs!
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    (unanständig)
|Voilà ce qu’on apelle se dépayser; siehe Hermann Bahr, ges. Werke, passim »über die rechte Art in fremden Ländern zu reisen«. Dienstag beginnt eigentlich meine Reise in die Provinzen des mittäglichen Frankreich.
Schreiben Sie, bitte, zwischen 10. und 16. nach Arles, Bouches-du-Rhône poste rest.
Hugo.
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