Arthur Schnitzler an Hugo von Hofmannsthal, 11. 9. 1892

|11. 9. 92.

Lieber Loris. –

Heute verlasse ich Ischl. Ueber den Brenner nach Riva am Gardasee, wo ich wohl einige Zeit, dh. 5–8 Tage verbleibe. Dann Semmering, denk’ ich, dann Wien. Neulich auf dem Schafberg gewesen – tiefer Schnee, Gestöber. –
Hier auch weiterhin nichts gethan. Der Tag vergeht doch. Das Journal v d Goncourts gelesen, Karten gespielt, in den Straßen herum, fast immer Regen. |Jetzt will ich packen, was ich nicht kann.
Wenn Sie mir nach Riva schreiben wollen, ein paar Zeilen, was sehr hübsch wäre, post rest, bitte. –
Mich frieren die Fingerspitzen. Im Zimmer ist es kalt. Im Hotel wird immerfort geklingelt, kein Mensch weiss warum. Schritte im Corridor: immer, als wenn sie gerad zu meiner Thür kämen. Alles in Wolken. |Freue mich, noch nicht nach Wien zu reisen.
Herzlichst der Ihre
 Arthur.
    Bildrechte © Freies Deutsches Hochstift, Frankfurt am Main