Monatsschrift für Literatur und Kritik.
Herausgeber: E. M. Kafka, Wien. – Verlag: Holzwarth &
Ortony, Wien.
Brünn,
Wien, 30. August 1891
Sehr verehrter Herr Doctor,
ich lade Sie freundlich
st ein, an einem »
Oesterreichischen Jahrbuch für moderne Literatur« mitzuarbeiten, das ich anfangs
November herauszugeben beab
sichtige. Und zwar erbitte ich mir für
das
selbe vor allem »
die Elixire«, u. wäre Ihnen ganz außerordentlich verbunden, könnte ich hiezu noch eine
bisher ungedruckte
Bluette erhalten. Aus dem
Anatol-Cyclus haben Sie ja noch Etwas, – wenn ich nicht irre. Wenn möglich, bäte ich um recht
baldige Zu
sendung, da das Buch bereits anfangs September in Angriff genommen, al
so
mit der Drucklegung begonnen werden wird.
Ich bäte ferner um Zu
sendung Ihres »
Märchen«, um
das
selbe dem
Direktor des
Brünner
Stadttheater zu übermit
|teln. Der
selbe ver
sprach mir, das Stück binnen 3 Tagen
gelesen u.
sich bezüglich einer ev. Aufführung ent
schieden zu haben. Wenn möglich,
so
wär es am be
sten, wenn die Einreichung
jetzt
ge
schähe, da mir
Baumann mittheilt, da
ss er
auf Suche
↓nach Novitäten↓ i
st.
Was meine Ge
sundheit betrifft,
so vermag ich leider nichts be
sonders Gün
stiges zu
vermelden. Doch hoffe ich immerhin, in 4–6 Wochen wieder nach
Wien zurückkehren zu können.
Sie würden mich durch ein paar Zeilen
sehr erfreuen. Auch bitte ich Sie recht
sehr,
mich Ihrem Herrn
Bruder, der
wohl
sehr bö
se auf mich
sein wird, weil ich mich wirklich recht unartig ihm gegenüber
benommen habe, frdlchst zu empfehlen. Es rächt
sich jetzt an mir, in unangenehm
ster
Wei
se, da
ss ich ihm
so vorzeitig Reißaus genommen!
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Sie aufrichtig hochschätzender
EMKafka
Alle den Inhalt der »Modernen
Dichtung« betreffenden Zuschriften und Sendungen wolle man an die
Redaktion: Wien, VIII., Buchfeldgasse 8 (Sprechstunden 2–4), alle auf die
Administration und Expedition bezüglichen Zuschriften, Geldsendungen etc.
jedoch an den Verlag: Wien, IX.,
Liechtensteinstraße 3, richten.