Sie sind nun wol schon in
Brioni und haben dort gewiß all die schöne Sonne, die uns seit drei Tagen
hier fehlt. Hier gibt’s Sturm,
Gewitter und Regen. Man muß im Zimmer sitzen, aber das fördert meine Arbeit nicht.
Wenn wir schönes Wetter haben und am Vormittag Ausflüge machen, bringe ich weit mehr
zustande. Der graue Himmmel macht mich kaput.
Was Sie mir über Ihren »
Bernhardi« schreiben,
hab’ ich garnicht anders erwartet. Ich verstehe es so gut, dass Sie garnicht anders
verfahren können. Das
Stück
ist nun da, es ist ein lebendiges Wesen, hat seine Notwendigkeit und seine Mission,
und es wäre gerade für Sie unmöglich, ihm diese Existenz nun wieder zu nehmen. Ich
kann es mir sehr lebhaft denken, dass Sie es als die schlimmere Eventualität
empfinden, das
Stück vorsichtig zurückzuhalten, statt es seinen
Weg gehen und sein Schicksal haben zu laßen. Deswegen werden Sie es gewiß verstehen,
dass ich fürs erste doch den Versuch machte, Sie zur Vorsicht zu bewegen. Von uns
beiden müßte ich (oder sonst ein anderer Ihrer Freunde) die Bedenken haben, und Sie
den Mut. Umgekehrt wär’s weniger angenehm, und ich muß sagen, in der jungen
Geschichte dieses
Stückes
möchte ich weder für jetzt, noch für alles, was eben noch kommt, unsere Discussion
über den Gefährlichkeitspunkt nicht missen. Ich hoffe übrigens,
das
s ich in meiner Besorgnis zu schwarz gesehen habe, und
dass auch hier alles anders kommen wird, als man sich’s erwartet.
Wir leben hier ziemlich still.
Fischers sind seit einer Woche da.
Goldmark seit sieben Wochen. Er ist mir mit seinen dreiundachtzig Jahren
bewunderungswürdig. Er lernt französisch, spielt Klavier, komponirt, flirtet, und
hat
in allem einen so verklärten Egoismus, dass man wirklich so was wie Größe empfindet.
Ich entledige mich mir einiger Muß-Arbeiten, und denke, im Herbst zu wichtigeren
Plänen zu gelangen. Alle sind wol, und warten auf gutes Wetter. Laßen Sie uns wißen,
wie es Ihnen allen geht, wie sie auf
Brioni
leben, und seien Sie mit Frau
Olga und den
Kindern von uns
allen herzlichst gegrüßt –