Dein lieber Brief, der mich, wenig
stens durch
seinen Schlußab
satz,
sehr erfreut hat,
traf mich inmitten einer
stürmi
sch
be bewegten Zeit.
Meine
Freundin war – aus
Gründen, die Du Dir denken kann
st – erkrankt,
sie sie
hat längere Zeit
hier auf einer
Klinik gelegen, auch jetzt i
st
sie noch recht leidend und immer noch hier. Ich habe
viel Aufregungen und Sorgen durchgemacht, und
so kommt es, daß ich
↓für↓ Deinen Brief, den ich, wenn ich meinem Wun
sche hätte
erf folgen können,
sofort beantwortet hätte, Dir er
st heute danken kann.
Ich unterla
sse es, auf das Einzelne
|einzugehen.
Äußerungen in Deinem Briefe wie »Dein kriti
sches Gebahren«, – die
Meinung, ich hätte Dir zugemuthet, das
Stück statt als Trauer
spiel als Lu
st
spiel zu
schreiben – die
Aufforderung »ich
sollte
D mir den Inhalt des Ganzen
einmal überlegen«, – die An
sicht, ich wi
sse nicht immer »mit
soviel Klugheit und
Würde zu wägen«
etc. – das alles zeigt mir nur von Neuem,
wie unrichtig Du
me meine kriti
sche Thätigkeit
beurtheil
st und
mit wie
sehr es Dir (wenn Du auch mir ein offenes Wort erlaub
st) an Ver
ständniß
für den Ern
st und die Höhe meines Strebens fehlt. Darüber läßt
sich, meiner An
sicht,
nicht diskutiren, und Disku
ssionen
schaffen nur
eine
unnütze Verbitterung in einem Fall, wo, wie in dem
|un
serigen, nicht eine Ver
schiedenheit der An
sichten,
sondern eine Ver
schiedenheit
der Standpunkte vorliegt, die ihren Grund wohl darin haben, daß
sich d××↓unsere↓ Lebenswege
sich
seit Langem getrennt und in ver
schiedenen Richtungen bewegt
haben.
Eines nur bitte ich Dich, mir zu glauben: Es gehört zu den peinlichsten Aufgaben
meiner Stellung, ein Stück von Dir × kritisiren zu müssen, wenn ich nicht ganz damit einverstanden bin; und ich
habe den sehnlichen Wunsch, Dein nächstes Stück möge so schön sein, daß ich mit
rückhaltsloser Anerkennung darüber berichten kann, oder es × möge mir überhaupt erspart bleiben, darüber zu berichten. . . . .
Von ganzem Herzen aber aber stimme ich dem Schluß Deines Briefes zu, und ich danke Dir für diese
lieben |und schönen Worte. Du hast ganz recht, wenn
Du sagst, daß das Beste gelebt und nicht geschrieben wird.
Vielleicht wird es gut sein, wenn wir fürs Erste überhaupt vermeiden, über Literatur
zu sprechen. Aber im großen Leben bildet die Literatur ja nur ein ganz kleines
Gebiet, und es bleibt noch Raum genug für eine Freundschaft die auf diesem
literarischen Gebiete nicht mehr zusammengehen kann. Was mich anlangt, so hoffe ich
Dir diese Freundschaft noch oft beweisen zu können; und wenn wenn Du mir Deine Hände reichst, so wirst Du die meinen immer bereit
finden, sie ××× in alter Treue und Herzlichkeit zu drücken.
D×× Ich merke aber, daß ich ein wenig in die großen Worte hineingerathen bin. Das
ist überflüssig, und ich denke, wir Zwei verstehen uns |auch ohne diese sehr gut und werden uns – im Wesentlichen – immer verstehen. . . .
Ich hoffe, daß die
ser Brief Dich bereits inmitten der Vorbereitungen zur
siciliani
schen Rei
se trifft. Zu meiner Freude höre ich, daß der »
Einsame Weg« dem
Berliner Publikum gefällt und daß das
Theater immer voll i
st. Laß’ mich wi
ssen, wie es Dir und Deiner
kleinen
Familie
geht, und
sei herzlich
st gegrüßt von Deinem getreuen
Paul Goldmann
Meine
Freundin bittet
mich, Dich zu grüßen.