Felix Salten an Arthur Schnitzler, [18. 11. 1899]

|Lieber Freund,

Morgen, längstens Dienstag bringe ich Ihnen »Boubouroch.« Ich glaube, die practischen Zwecke zu kennen, u. wenn ich mich nicht irre, sind sie sehr gut. In den Club trete ich ein, wenn die Anmeldung collectiv erfolgt, und wenn die 60 fl. honoris causa nachgelaßen |werden. In diesem Fall, bitte, melden Sie mich an, da ich ja doch Naschauer nicht so bald spreche.
Auf Wiedersehen also morgen, längstens Dienstag,
herzlichst
Ihr
 Salten
    Bildrechte © University Library, Cambridge

    Morgen, … Dienstag] Die zweite Ziffer der Monatsangabe von Schnitzlers Datierung könnte auch als »2« gelesen werden. Das lässt sich aber durch den Inhalt ausschließen, da der 19. 12. 1899 ein Dienstag war und die Unterscheidung zwischen »morgen«/»Dienstag« keinen Sinn ergäbe.

    »Boubouroch.«] Es dürfte sich um eine französischsprachige Ausgabe von Georges Courtelines Boubouroche gehandelt haben. Durch die zeitliche Nähe zur deutschsprachigen Premiere am 31. 1. 1900 im Raimundtheater wäre auch ein Bühnenmanuskript der Bearbeitung von Siegfried Trebitsch denkbar. Schnitzler besuchte wenige Wochen später die Premiere.

    Club] Gemeint ist der Wiener Schachclub, dem in den kommenden Wochen neben Salten und Schnitzler auch Beer-Hofmann und Hofmannsthal beitraten. Am 1. 1. 1900 brachte die Wiener Schachzeitung ihre Namen als bei der letzten Sitzung neu aufgenommene Mitglieder. Paul Naschauer und Leo van Jung wurden im gleichen Blatt am 12. 12. 1899 als neue Mitglieder verlautbart, dürften also die Verbindungspersonen zum Club gewesen sein.

    60 fl. honoris causa] Die Beitrittsgebühr entspricht im Jahr 2024 einem Wert von 1000 €.

    Wiedersehen also morgen] Im Tagebuch wird für den 19. 11. 1899 kein Treffen vermerkt. Eventuell aber wollte man sich bei Beer-Hofmann treffen, vgl. Hugo von Hofmannsthal an Arthur Schnitzler, [19. 11. 1899?].

    längstens Dienstag] Ebenfalls nicht im Tagebuch erwähnt. Eventuell sahen sie sich am Dienstag, dem 21. 11. 1899, im Konzert von Clemens von Franckenstein, das Schnitzler besuchte.