Das traurige Ereignis hat in seinem Gefolge eine solche Fülle von Angelegenheiten gehabt, die erledigt werden
mußten, daß ich erst heut dazu komme, Deinen lieben
Brief zu beantworten u. Dir, auch im Namen der Meinigen, für Deine schönen,
teilnehmenden Worte zu danken, die uns Alle tief berührt haben.
Mir ist der Tod zum ersten Mal ganz in die Nähe gekommen, |u. ich habe ihn erkannt, als das, was er ist:
unsinnig u. scheußlich.
Das Schwer
ste, das Du mir zu überwinden wün
sch
st, waren nicht die Tage in
Frankfurt. Das Schwer
ste beginnt jetzt. Es i
st die
Leere, die das Hin
scheiden eines geliebten
Menschen im Leben des Zurückgebliebenen läßt, – es i
st die
Sehn
sucht, ein teures Ge
sicht wiederzu
sehen, eine vertraute Stimme zu hören, die man
niemals wieder
sehen u.
wiederhohre wird wiederhören wird, –
|es i
st die Unmöglichkeit,
sich
Jemanden als todt (todt!) vorzu
stellen, der
noch vor Kurzem von Gei
st u. Leben
sprühte u. an dem man mit ganzer Seele gehangen
hat. . . . . . .
Dir u. Deiner
Frau (der ich
für ihre Teilnahme vielmals zu danken bitte) wün
sche ich frohe Sommertage. Schreib’
mir jedenfalls, wo
Ihr seid.
Freilich i
st die Hoffnung gering, daß ich
Euch in die
sem Sommer
sehen werde, da ich diesmal meine
Mutter nicht allein
|la
ssen u. mit ihr
keine weiten Rei
sen machen kann. Wahr
scheinlich gehen wir im Augu
st zunäch
st nach
Marienbad.
Mißver
ständni
sse
sollen uns gewiß nicht mehr trennen. Ich bin wenig
stens diesmal von
Wien mit dem fe
sten Vor
satz fortgefahren, Alles
zu, was an mir liegt, zu tun, um mir
me↓eine↓ alte Freund
schaft zu erhalten, deren Wert ich gewiß nicht geringer beme
sse,
wie ein
st
,↓.↓
Nimm’ al
so nochmals meinen u. der Meinigen herzlich
sten Dank u.
sei,
sammt
Deiner
Frau, vielmals gegrüßt
von
Deinem
Paul Goldmann.