Felix Salten an Arthur Schnitzler, [vor dem 24.? 1. 1892]

|lieber Freund! Es wäre mir gerade gestern sehr lieb gewesen, wenn Sie in’s Kremser gekommen wären. Ich hatte eine Begegnung mit B, hatte Gefühlsergüße anzuhören, und bin infolgedessen ganz hin.
Ich muss jetzt zu Kafka, u. dann rasch zu Bauer, sonst wäre ich in Ihre Ordination gekommen. Es ist möglich, dass B. mich noch aufpaßt, ich habe heute schon wenigstens von ihr einen überschweng|lichen Brief bekommen.
Bitte, seien Sie im Kremser heute abend.
Herzlich Ihr
Felix Salten
IX., Berggasse 13.
    Bildrechte © University Library, Cambridge

    Begegnung mit B] Es dürfte sich bei »B.« um Bertha Karlsburg und damit jene Person handeln, von der Schnitzler am 24. 1. 1892 in sein Tagebuch schrieb: »Salten hat von Kafka erfahren, daß seine Gel. seit Sommer ein Verh. mit Max L. habe. Trotzdem verführt sie ihn weiter.« – Der Eintrag dürfte zeitlich nach diesem Schreiben anzusiedeln sein und nicht vom selben Tag stammen, da Schnitzler an einem Sonntag kaum in seiner Ordination anzutreffen gewesen sein dürfte.

    aufpaßt] im Sinne von: auflauern

    Kremser heute abend] Besuche im Café Kremser sind in diesen Tagen keine im Tagebuch vermerkt.