Felix Salten an Arthur Schnitzler, [10. 9. 1891]

|lieber Freund! Warum habe ich bis heute keinen Brief? Ich bin außer mir. Ich leide hier entsetzlich unter einem nie geahnten Rückfall, und stehe Qualen aus, die nur Sie sich vorstellen können, und nun deute ich mir Ihr Stillschweigen auf die gräßlichste Weise. Ich stelle mir vor, wer weiß, was Sie erfahren haben, das Sie mir nicht verschweigen können, da Sie mich aber hier nicht in Aufregung versetzen wollen, so schreiben Sie lieber garnicht. Oder ich vermuthe, wer weiss, wie es Ihnen ergeht, und bin schrecklich aufgeregt darüber. Schreiben Sie mir gleich, was immer auch geschehen sein mag.
Es ist nicht freundschaftlich gerade von |Ihnen, mich in eine derartige Situation zu versetzen. Am liebsten wäre mir, sie nähmen sich die Mühe und depeschirten mir zwei aufklärende Worte!
Ich grüße Sie bestimmt als
Ihr aufrichtiger
Salten
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