Berlin, 28. September.

Mein lieber Freund,

Dank für Deinen lieben Brief!
Zu Glümers werde ich nicht hingehen. Ich betrachte überhaupt meine Beziehungen mit ihnen als abgeschlossen. Es ist empörend, daß ich, nachdem wir zwei Jahre aufs Freundschaftlichste verkehrt haben, die Verlobungs-Nachricht aus dem »Lokalanzeiger« erfahren muß!
Im Übrigen ist es wirklich das Beste. Der Herr Direktor mag ein |Schwindler sein, – für seine Frau wird er schon sorgen. Vielleicht schwindelt er sich auch hinauf. Jedenfalls kommt das arme Mädel aus den schlimmsten Existenzsorgen heraus.
Ich sehe sie noch in Salzburg, wie ich sie mit Dir zusammen besuchte. Wer hätte damals das Alles geahnt?
Ich sende Dir heut einen Artikel von Gorki, der mich tief ergriffen hat, – die Schilderung einer russischen Judenverfolgung.
Viele treue Grüße!
Dein
Paul Goldmann
Alles Liebe den beiden Schwestern!
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