Arthur Schnitzler an Felix Salten, 5. 7. 1893

|Pension Leopold, 5/7 93.

Mein lieber Salten,

das wichtigste zuerst: gestern per Bic. in Strobl, heut in Anzenau gewesen – geht im ganzen recht gut. Leider immer allein; Richard kommt nach (wie gestern) oder auch nicht (wie heute.) – Geschrieben noch nichts; und |heute früh, einsam, in Anzenau, die Verse meines allegor Gedichts in Ihrem Sinne in regelmäßige Jamben übertragen. –
– Meine Stimmung recht schlecht. Leer, traurig. – Heut hab ich sogar geweint – in Anzenau! – Außerdem hab ich durch den sonderbarsten der Zufälle auch noch neue Dinge erfahren – |aus Salzb. – also eigentlich sehr alte Dinge – O Mensch, ahnen Sie etwa, wie gescheidt ich war, als ich das Märchen schrieb? – Bitte, fragen Sie noch nichts in einem eventuellen Brief, den Sie mir schreiben – ich wäre nervös, wenn ich es verraten müßte. –
– Jarno hab ich gesprochen; |der hatte natürlich mein Stück überhaupt noch nicht gelesen; ist ein Komödiant, aber nebstbei ein gescheidter ungarischer Jud u wahrscheinlich ein großes Talent. – Jetzt ist er vom Abschiedssouper sehr entzückt, und Wild (der Direktor) führt am Montag |»Frage« u »Abschiedsouper« auf, ohne sie gelesen zu haben, oh nicht wegen Jarnosondern weil er sich denkt, dass mein Name (oh nicht als Dichter!!) ihm das Haus füllt. –
– Sagen Sie’s aber noch niemandem. Wenn es sicher ist, avisire ich Sie – Wo ist Paul Horn? Vielleicht |gibt »seine« Grethe die Cora. – Wann kommt Richard Specht? – Einmal will ich mit Rich. BHof nach Salzburg mittells der neuen Bahn. –
– Seien Sie so gut und schreiben Sie sofort. –
Herzlich der Ihre
 Arthur
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