Die
ser Tage empfing ich Deine lieben Karten aus
Steiermark. Ich
sage Dir,
Richard u.
seiner
Frau vielen
Dank, daß Ihr an mich gedacht habt. Auch dem Herrn
Kramer bitte ich, zu danken; wenn ich wieder einmal ein
Familienblatt herausgebe,
so werde ich alle
Gedichte von ihm nehmen.
Ich leide hier ganz namenlos unter der fürchterlichen Hitze des tropi
schen
chine
si
schen Sommers. Seit
Wochen
schlafe
|ich keine Nacht mehr als zwei bis
drei Stunden. Es i
st einfach zum Verrücktwerden; und da es im Norden die
ses
verfluchten
Landes genau
so
heiß i
st, wie im Süden, gibt es keine Flucht vor der Hitze. Auch habe ich
China satt bis oben hinauf. Letzte Woche kam ich
in einen
Chine
sen-Aufruhr
hinein und wäre beinahe todt ge
schlagen worden. Den
schlimm
sten Theil der Rei
se habe
ich leider noch vor mir:
Kiau-tschou, wo es noch kein
europäi
sches Haus gibt, und
Peking, das gräßlich
ste Schmutzne
st der
|Welt, wo man
die Pocken kriegen kann, wie nichts. Näch
sten Montag
fahre ich nach
Kiautschou (Meine Adre
sse bleibt
Shanghai). Ich
sage Dir: vierzehn Tage in
Florenz sind be
sser, als
sechs Monate in
China. Das
Heimweh plagt mich unablä
ssig, und ich wün
schte, ich wäre
schon wieder in
Europa.
Hoffentlich höre ich bald wieder von Dir. Grüß’ mir Deine
Freundin u.
sei Du
selb
st von Herzen
gegrüßt!