Morgen i
st Po
stan
schluß in
Ceylon, und ich will Dir einen herzlichen Gruß
senden.
Die Rei
se i
st bisher wenig erfreulich. Ich leide abwech
selnd unter der Seekrankheit
und unter der namenlo
sen Hitze. Das geht
so
seit dem
Rothen Meer, al
so
seit zehn Tagen
|und es wird täglich
schlimmer, je mehr wir an den
Aequator herankommen. Heut haben wir 36 Grad (
Celsius), und dazu nicht
ein Lüftchen Wind. In der Nacht gibt es keine Abkühlung, und die enge Cabine i
st ein
ent
setzlicher Aufenthalt. An Schlafen i
st kaum zu denken. Man dämmert ein paar
Stunden hin zwi
schen Wachen u. Schlaf und
spr
ingt beim er
sten
Licht
strahl wieder auf die Beine, froh aus
|dem
dumpfen Kerkerloch herauszukommen. Dazu habe ich einen
du durch Seekrankheit u. heißes Trinken unheilbar verdorbenen Magen. Und in
China sollen wir in den heißen Sommer hineinkommen! Das kann gut werden. Das
Schlimm
ste aber i
st, daß mir das Arbeiten
so
schlecht von der Hand geht. Ich zwinge
mich dazu mit Aufwendung aller meiner Energie.
|Jeden Satz quäle ich mir heraus, und es i
st
schrecklich, wie unlebendig,
unper
sönlich und conventionell Alles herauskommt. Ich reihe müh
sam Eindrückchen an
Eindrückchen, und ich fühle, daß das Ganze kein Bild gibt. Das i
st tief ver
stimmend,
und ich fürchte, meine Rei
se wird journali
sti
sch ein
Fiasco.
Sehr fehlen mir auch Deine lieben Nachrichten. Ich bitte Dich, mir gleich
|nach
Shanghai,
Deutsches Post-Amt, Poste Restante zu
schreiben u. die
se Adre
sse auch für
später beizubehalten, bis ich Dir Gegentheiliges
angebe.
Was wir
st Du die
sen Sommer
unternehmen?
Ischl? Der Gedanke an einen
Ischler Tannen-Wald
in i
st
|wahrhaft
schmerzlich an einem ver
sengenden
Indischen-Ocean-Tage, wo man nach Luft und
Kühlung
schmachtet. Warum bin ich auch auf die
ses verfluchte
Meer hinausgefahren!
Ich grüße Dich u. den lieben
Richard von ganzem Herzen.