Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 24. 12. [1891]

|24. December –
Weihnachtsabend. Buden auf den Boulevards, und eine dichte Menge an ihnen vorbei auf dem Trottoir. Brausen, Rauschen, Frauenduft, Lichterglanz, Paris. Und ich, zur Straße verurtheilt, und selbst auf der Straße ein Fremder. Sorgenberg, gedehmüthigt, zukunftverzweifelnd, von einer Dirne beschmutzt. Ein Zufall führt mich am Hause vorüber. Die Zeitung, »Weihnachtseinkäufe«. Mein lieber, lieber Freund, wie danke ich Dir für diesen Weihnachtsgruß, der nicht beabsichtigt war und doch in’s tiefste Herz traf. Ich gehe schlafen, mit ein paar Thränen in den Augen. Was für ein großer Künstler bist Du, mein Sohn!
Gute Nacht!
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