Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 3. 12. 1891

M onsieur le docteur
Arthur Schnitzler

|Paris, 3. Dezember.

Mein lieber Arthur!

Ich bin in Paris, das ist nicht mehr zu leugnen, und in den ersten äußeren Eindrücken habe ich bestätigt gefunden, was Du mir geschrieben: Das ist eher heimlich als fremd, viel weniger fremd als Brüssel; das ist im Wesentlichen Wien, nur farbiger und lebensvoller. Freilich, was mich hier im Büreau erwartetete, war geeignet, alle freundlichen Eindrücke des Anfangs zu verwischen. Ich sehe es jetzt klar, was ich Dir schrieb: zu meinem Besten hat man mich nicht hergesandt; es wird ein wilder Kampf werden, solange ich die Kräfte habe; und auf die Dauer ist die Stellung unhaltbar. Dies unter uns. Wunder Dich nicht, wenn ich Dir in der ersten Zeit wenig schreibe. Meine Arbeitslast hat sich verfünffacht. Mein Arbeitstag ist von 7 Uhr Morgens bis 1 Uhr Nachts. Viele Grüße an Dich, Kapper, Richard u. Loris. Dein
P. G.
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