Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 3. 11. [1894]

|Frankfurter Zeitung. Paris, 3. November.
Fondateur M. L. Sonnemann.
Journal politique, financier,
commercial et littéraire.
Paraissant trois fois par jour.
Bureaux à Paris:

Mein lieber Freund,

Wir sind mitten im Russenfieber und ich finde gerade Zeit, Dir rasch beide Hände zu drücken, mit einem innigen Glückwunsch. So scheint also der liebste Wunsch, den ich für Dich gehegt, wahr werden zu wollen. Ich habe mir heut Früh’, als ich Deinen lieben Brief erhielt, die Zukunft ausgemalt und habe mich an all’ dem Licht und der Freude ergötzt, die ich darin für Dich fand. Ich bin sicher: Du wirst |aufgeführt werden; ich bin sicher: Du wirst Erfolg haben, – ssicher, daß mir ist, als sei das Alles schon geschehen. B.’s Telegramm bedeutet sicher die Annahme, und der Director gefällt mir sehr, der in dieser Form anzunehmen versteht. Bitte, schreib’ mir sofort, wie die Unterredung mit B. ausgefallen. Im Übrigen will ich gar nicht länger darüber reden, aus Aberglauben – denn es ist gar zu schön. Und den Namen des Theaters nenne ich erst gar nicht, auch aus Aberglauben. Aber froh bin ich; und |ich fühle die glückliche Wendung und denke, daß Niemand in der Welt sie mehr verdient hat, als Du, mein lieber Freund.
Ich möchte gern das Alles besser sagen. Aber es issschwer, über die guten Dinge zu schreiben. Überdies empfing ich heut mein Feuilleton über »Gismonda«, das mein Onkel in einer irrsinnigen Weise zusammengestrichen hat. Das ist ein Lähmungsschlag ins Gehirn.
Ich danke Dir von ganzem Herzen für den Freundschafts-Beweis, den Du mir gegeben, indem Du mir sofort die |Nachricht mitgetheilt; und ich begrüße Dich vielmals und in Treue
Dein
Paul Goldmann
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