Fedor Mamroth und Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 9. 12. 1888

Chef-Redacteur: Dr. F. Mamroth – Redaction: IX., Berggasse 31.
Wien, den 9. Dezember 1888.

Hochgeehrter Herr!

Wir haben die Erzählung, die Sie uns freundlichst eingesandt, mit dem lebhaftesten Interesse gelesen. Wir finden die Idee Ihrer Arbeit originell und fesselnd, die Durchführung recht gewandt; überhaupt scheint sie uns zu einem neuen Genre zu gehören, das verdient kultiviert zu werden.
Wir sind freilich auch mit einigem in Ihrer Arbeit nicht |einverstanden. Wir meinen, es dürfe nicht, wie das geschieht, der Leser bis zum Schlusse im Unklaren gelassen werden, ob er einen Wahnsinnigen oder einen Phantasten vor sich hat. Wir glauben, es würde der Erzählung entschieden zum Vortheil gereichen, wenn das erzählende »Ich« als Mediziner hingestellt würde, der sich über das Benehmen seines Freundes im Verlaufe der Entwicklung ziemlich entschieden vom medizinischen Standpunkt ausspräche; er braucht ihn ja nicht geradezu als irrsinnig zu erklären, aber er kann doch hier und da auf die flüssige Grenze zwischen Wahnsinn und dichterischem Talent hinweisen und ausdrücken, daß |der Fall seines Freundes in dieses Grenzgebiet gehöre. Mit einem Worte: die Erzählung soll einen Stich ins Medizinische bekommen.
Wenn Sie, hochgeehrter Herr, sich freundlichst bereit finden, eine Änderung Ihrer Arbeit in diesem Sinne vorzunehmen, ssind wir mit vielem Vergnügen bereit, dieselbe in unserem Blatte zu veröffentlichen.
Wir bitten Sie, uns baldgefälligst antworten zu wollen, und empfehlen |uns Ihnen
Hochachtungsvoll
Die Redaction
der
»Schönen blauen Donau«
 p. Dr. F. Mamroth.
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