Arthur Schnitzler an Gerhart Hauptmann, 27. 11. 1929

|Wien, 27. 11. 29.

Verehrter Herr Gerhart Hauptmann

Sie nehmen mir gewiss nicht übel dass ich an dem Bankett Ihnen zu Ehren nicht theilnehme, seit längerer Zeit halte ich mich (nicht aus Princip, sondern aus einer vorläufg nicht zu überwindenden Abneigung) von großen Gesellschaften, insbesondre aber von Feierlichkeiten fern, mag ich im Herzen auch so begeistert mitfeiern, wie ich es z. B. bei einem Hauptmann Bankett thue. Ich muß Ihnen ja nicht erst von meiner Bewunderung und Liebe sprechen, – Sie haben immer gewußt, was Sie |mir bedeuten.
In jedem Falle aber werde ich Sie während Ihres Wiener Aufenthaltes sehen, ich melde mich, sobald Sie nicht mehr allzugeplagt sind und bin jedenfalls bei Ihrer Generalprobe. Doch hoff ich Ihnen noch vorher persönlich zu begegnen.
Empfehlen Sie mich Ihrer sehr verehrten Gattin mein lieber und verehrter Gerhard Hauptmann und seien Sie in herzlicher Ergebenheit gegrüßt.
Ihr
Arthur Schnitzler
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