Gerty von Hofmannsthal an Arthur Schnitzler, 23. 11. 1929

|Wien d 23/IX 29
[handschriftlich:] I Stallburggasse 2
[maschinenschriftlich:] Lieber Arthur, darf ich Sie heute um einen Rat fragen in einer geschäftlichen Angelegenheit: Die Zentralstelle der Bühnenautoren und Verleger reclamiert eine 3%tige Tantiemenabgabe aus Eingängen aus Oesterreich und C.S.R.
Ich weiss dass auch Hugo dies tat wenn es sich um ein Werk wie Jedermann gehandelt hat welches er für Oesterreich selbst zum Vertrieb hatte und ich weiss auch dass er voriges Jahr im Mai für die Aufführungen in Salzburg dem Verein 120 S. anwies (was unter uns gesagt keine 3% der Einnahmen war) Da die heurigen Einnahmen doch eine ziemliche Höhe hatten und auch die Josefstadt den Schwierigen direct mit mir abrechnete so wären 3% ehrlich abgerechnet doch ganz viel.
Nun habe ich bei Fischer nachgesehen und gesehen dass er in Deutschland immer 2% bei den Abrechnungen abzieht. Warum also 3% hier? Ferner ob Sie glauben dass ich nach unten abrunden kann in der Berechnung, oder ob der Verein das Recht hat nachzuforschen wie viel tatsächlich die Einnahmen waren. Ich verstehe ja gar nicht die Rechte, die dieser Verein hat, und welche Vorteile man wiederum hat wenn man ihm angehört – aber vielleicht muss das eben sein, sonst würde Fischer ja auch nicht die Percente gleich automatisch zahlen.
Also meine Frage: muss ich ehrlich sein?
2/ ist 3% berechtigt?
Ich schreibe dies, weil mein Telephon so schnell abschnappt. Aber wenn Sie so lieb sind mich anzurufen und mir die Antwort sagen R 23757, (am besten zwischen ½10–11), so wäre ich sehr dankbar
Herzlichst
Ihre
[handschriftlich:] Gerty
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