|Wien, am
22. Dezember 1929
Hochverehrter Herr Doktor!
Nehmen Sie meinen herzlich
sten Dank für die Über
sendung Ihrer Komödie »
Im Spiel der Sommerlüfte« entgegen!
Wenn ich so meine eigenen Produkte, auch die letzten und auch die noch gar nicht
geschriebenen, sondern erst geplanten – es gibt leider solche noch immer –, im
Geist Revue passieren lasse und Ihr Stück danebenhalte, dann erkenne ich so
recht, wie tief ich im Dilettantismus und in der Barbarei stecke: denn ich
verkenne gar nicht, daß allen meinen Hervorbringungen, und mögen sie sich noch
so kultiviert gehaben, etwas Barbarisches, das nun einmal mit meinem innersten
Wesen verbunden sein mag und vielleicht eine gewisse Eigenheit bewirkt, immerzu
anhaftet.
Wie wundervoll rein und klar i
st wieder Ihr neues
Stück gefügt und auf
|welch einheitlichem Niveau
stehen
und gebahren
sich Ihre Men
schen! Wie jugendfri
sch betaut i
st alles, vor und nach
dem Gewitter, das die Luft von Leiden
schaften reinigt! Und welch gei
streiche
Ergänzung der von Ihnen ge
schaffenen Welt i
st die
ses Eindringen der im Kaplan
verkörperten religiö
sen Idee in die Weltlichkeit des
Weiten Lands! Man möchte, wenn man den Kreis Ihrer Men
schen
verla
ssen muß, noch einmal wiederholen: »
Ich werd’ oft zurückdenken an den Garten, an das liebe
Haus, an die Landschaft« und an die, die drin lebten.
Indem ich Ihnen freudige Weihnachtsfeiertage von Herzen wünsche, verbleibe ich
mit vielem Dank und vielen Empfehlungen