Robert Adam an Arthur Schnitzler, 22. 12. 1929

|Wien, am 22. Dezember 1929

Hochverehrter Herr Doktor!

Nehmen Sie meinen herzlichsten Dank für die Übersendung Ihrer Komödie »Im Spiel der Sommerlüfte« entgegen!
Wenn ich so meine eigenen Produkte, auch die letzten und auch die noch gar nicht geschriebenen, sondern erst geplanten – es gibt leider solche noch immer –, im Geist Revue passieren lasse und Ihr Stück danebenhalte, dann erkenne ich so recht, wie tief ich im Dilettantismus und in der Barbarei stecke: denn ich verkenne gar nicht, daß allen meinen Hervorbringungen, und mögen sie sich noch so kultiviert gehaben, etwas Barbarisches, das nun einmal mit meinem innersten Wesen verbunden sein mag und vielleicht eine gewisse Eigenheit bewirkt, immerzu anhaftet.
Wie wundervoll rein und klar ist wieder Ihr neues Stück gefügt und auf |welch einheitlichem Niveau stehen und gebahren sich Ihre Menschen! Wie jugendfrisch betaut ist alles, vor und nach dem Gewitter, das die Luft von Leidenschaften reinigt! Und welch geistreiche Ergänzung der von Ihnen geschaffenen Welt ist dieses Eindringen der im Kaplan verkörperten religiösen Idee in die Weltlichkeit des Weiten Lands! Man möchte, wenn man den Kreis Ihrer Menschen verlassen muß, noch einmal wiederholen: »Ich werd’ oft zurückdenken an den Garten, an das liebe Haus, an die Landschaft« und an die, die drin lebten.
Indem ich Ihnen freudige Weihnachtsfeiertage von Herzen wünsche, verbleibe ich mit vielem Dank und vielen Empfehlungen
Ihr ergebener
 DrAdam
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