Richard Beer-Hofmann an Arthur Schnitzler, 28. 8. 1929

|Wien 28. VIII. 29.
Lieber Arthur! Ich hoffe am 6. VIII. schon in Marienbad zu sein. Jedenfalls werde ich F. S. telegraphieren – geschrieben habe ich ja für Zsolnays Almanach. Blumen? – Nein! Irgend eine kleine Gabe? – Ich will mich nach Ihnen richten. Eigentlich: Bei einem Andern wäre all das kein Problem. Aber |bei F. S.! Er ist mistrauisch, grundsätzlich leicht verletzt, immer witternd, man schätze ihn nicht genug, dabei – in seiner Eigenschaft als Kritiker – zu leicht der Ansicht zugeneigt, man tue etwas um ihn bei guter Laune zu erhalten – sogar bei uns, glaube ich, vielleicht von Argwohn befallen, und sich sagend: |»Ich habe weder Blumen noch sonst was geschickt als B-H. 60. wurde – na – wer weiss, was wäre, wenn ich nicht Kritiker wäre – –« {aber »beleidigt« wenn man ihm diese Argumentation unterschöbe (– schübe? – Grammatik ist so schwer!).} Schwer mit ihm! Also: Telegramm – keine Blumen – irgendeine Aufmerksamkeit später, wenn |Sie der Ansicht sind.
Was das Hôtel unter Ihrem Fenster anlangt – vor 31 Jahren waren Sie mit Hugo dort – »in den nächsten 31 Jahren wird es wol auch noch unter diesem Fenster sein« – Wäre ich der Hôtelbesitzer würde ich auf diese – Ihre – Äusserung hin, hoch versichern. Bei Schnitzler pflegen solche Hôtels daraufhin |höhnisch abzubrennen. – Ich bin in den Wehen des IV – dh. jetzt IV + V. Bildes – ich wittere, dass aus geheimnisvollen rythmischen Gründen die VII. Bilder auf V. sich zurückbilden werden!
|Gutes Wetter! Gute Laune – soviel ein besserer Mensch – ohne sich etwas zu vergeben – aufbringen kann, und alles Liebe von Paula und mir! Ihr
 Richard
Grüsse, und gute Wünsche für Frau P.
Format dieses Zettels nicht Geiz – sondern weil Ducki den oberen Rand meines letzten Brief-Kartels, während ich schrieb – besiegelte.
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