Hugo Hofmannsthal an Arthur Schnitzler, 28. 1. 192[2]

|Rodaun 28 I 21.

mein lieber Arthur

es freut mich riesig von B. Z. zu hören dass Sie zu dem Vorlesen des Welttheaters kommen wollen – es ist ja keine Vorlesung, sondern wirklich ein bescheidenes Vorlesen an ein paar alte und ein paar neuere Bekannte u. Fremde an diesem zwanglosen neutralen Ort (in der Stallburggasse sind nur 8 Sessel und das |grosse Zimmer heizt sich elend) und es ist mir natürlich ein liebes Geschenk, dass Sie da sein wollen.
Es ist mir immer ein bissl trüb in Erinnerung dass ich Sie, einen so nahen Menschen, mit dem ich mir nie im Leben halb begegnet bin, in diesem Sommer nur in diesen Salzburger Tagen gesehen habe, in einem noch |währenden Übelbefinden u. einer Beschäftigtheit wie sie dort entsteht (sie bezog sich ja auf das noch unentstandene Welttheater) – nur wie durch einen Schleier. –
Ich bitte Sie um einen Rat, Arthur, den Sie mir am Freitag mündlich geben können. Während ich um Broterwerbes willen |fast über meine Kräfte Arbeit auf mich nehme (Schriftstellerische, nicht Dichterische, die muss ich fast zurückdrängen) bin ich andererseits unvertraut mit dem was man in Anpassung an den veränderten Zustand verlangen u. bekommen müsste: so dies: welche Forderung hätte man (Sie oder ich, wir kommen beide in Frage) für Überlassung eines Werkes für eine Luxusausgabe an den Rikolaverlag vernünftigerweise einmalig zu verlangen?
Also hoffentlich auf Wiedersehen Freitag!
Ihr
Hugo.
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