Arthur Schnitzler an Robert Adam, 19. 8. 1918

|Dr. Arthur Schnitzler
|Herrn Robert Adam Pollak

|Dr. Arthur Schnitzler 19. 8. 1918.

Verehrtester Herr Doktor.

Bei der Lektüre Ihres »Yppl« habe ich mich recht wohlbehagt. Die Milieuschilderung ist hübsch gelungen, vielleicht etwas zu sehr biedermeierisch geraten, wenn auch nicht ganz ohne moderne Durchleuchtung. Die Charakteristik ist fein, nur der Held kommt, wie das ja so häufig der Fall ist, etwas blässlich heraus. Die Chargen sind am besten, besonders der Almeseder, auch der Hans Sachshafte Präsident hat mir ganz wohl gefallen.
Ob sich die Idylle auf dem Theater würde behaupten können, ist schwer vorher zu sagen. Dazu hat sie vielleicht doch nicht Eigenart und Kraft genug. Auch bin ich zweifelhaft, ob die Wiederholung der Situation des 2. Aktes im 4. (Probe) glückliche Wirkung tun möchte. Immerhin sollten Sie einen Versuch mit dem |Stück machen und vielleicht könnte man eine kleine Bühne – ich meine eine räumlich kleine wie etwa die Kammerspiele – dafür interessieren. Wenn es Ihnen Recht ist, will ich gerne den Regisseur Dr. Rosenthal auf Ihr Stück aufmerksam machen, das ich Ihnen hiemit mit bestem Danke zurückstelle. Wir reden wohl noch ausführlicher darüber. Von Mitte September an stehe ich gerne zur Verfügung.
Herzlichst grüssend
Ihr
Das Stück liegt Ihrem Wunsch gemäss zum Abholen bei mir bereit.
[handschriftlich:] Vielen Dank für das Verzeichnis. Wie viel Mühe haben Sie sich gemacht – ich bin ganz gerührt. Einige der Bücher würden mich sehr interessieren, – besonders Mönckenmüller u Ferrioni – dazu nächstens.  A. S.
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