|Zistersdorf,
22. Juni 1915.
Hochverehrter Herr Doktor!
Ich kann Ihnen anzeigen, daß es mir nach längerer Beratung mit un
serem
Postmeister, der über den
Kriegspo
stverkehr mit den Verbündeten nicht viel be
sser informiert zu
sein
scheint
als ich, gelungen i
st, das Manu
skript des »
Fremden« mit einem Briefe an den
Fischerschen
Verlag zu
senden, und ich gebe mich der Hoffnung hin, daß beides den
Be
stimmungsort erreicht.
Zugleich erlaube ich mir, Ihnen das Manu
skript der Komödie: »
Gesellschaft« zu
schicken, die, wie ich Ihnen erzählte, vom »
Deutschen Volkstheater« abgelehnt wurde. Ein
Mei
sterwerk i
st
sie ja gewiß nicht, obwohl ich meinen möchte, daß
sie, vom
techni
schen Ge
sichtspunkt aus betrachtet, einem gelernten »Dramaturgen« Freudentränen
entlocken könnte. Aber
is sie i
st
|wohl
vergnüglich; allerdings kann ich die
se ihre Eigen
schaft
selb
st nicht objektiv
ein
schätzen, aber ich
schließe es daraus, daß ich
sie mit der
selben Behaglichkeit
nieder
schrieb, die den alten
Dumas beim
Verfa
ssen
seiner heitern Romane hell auflachen ließ. Wenn die Erlebni
sse meiner
Helden, die ich zum größten Teil per
sönlich kennen lernen durfte – den Daniel
Rubin
stein
schilderten mir nur Per
sonen, die er mit
seiner intere
ssanten
Bekannt
schaft beehrt hatte –, Sie auch nur ein wenig erheitern, wird es mich
außerordentlich freuen. Eigentlich habe ich doch die Hoffnung noch nicht ganz
aufgegeben, die
se Komödie bei einer Bühne anzubringen (allenfalls nach einigen
Verbe
sserungen); denn ich glaube, daß
sie eine ganze Anzahl »guter Rollen«
enthält.
Indem ich Ihnen, hochverehrter Herr Doktor, für Ihre große Liebenswürdigkeit nochmals
herzlich danke, verbleibe ich Ihr sehr ergebener