verehrter lieber Freund, ich danke Ihren für Ihre Karte und
freue mich auf Ihr
Goethebuch. Mit welcher
Ergriffenheit denk ich noch heute Ihres
Shakespeare – des Schlusses besonders – in dem Sie – so schien mir damals – Ihr
Allereigenstes – viel selbstdurchlittenes hineingeheimnist hatten!
– Auch ich versuche meinen Kopf aus diese düster-wirren Zeit in phantastischere
Lüfte emporzustecken; aber es gelingt nicht immer, uns rühren gar zu viele
Wirbel an; man sieht, hört zu vieles, spricht mit Heimgekehrten,
Hinausziehenden, – möchte irgendwie das seine thun – wärs auch nur für spätre
Zeiten;– aber solange die Politik noch nicht Geschichte
ist geworden ist, ist der Blick nicht h
[el]l
|genug. – Von Ihren letzten
Artikeln ist mir nur
ein
erschütternder über die Juden in
Polen vor
Augen geko
mmen. Ich wünsche Ihnen zum neuen Jahr
weitre Arbeitsfreudigkeit, und für Ihre Lieben alles gute – und für uns alle
eine bessre Zeit der Gerechtigkeit, der Einsicht, des Friedens! Wir grüßen Sie
von Herzen! Ihr
Arthur Schnitzler