Es ist mir nicht ganz klar geworden, warum Sie glauben, dass die »
Fatme« nicht meinen Beifall gefunden habe.
Dass ich mich etwas kurz gefasst habe liegt einfach daran, dass meine Neigung zu
ausführlicher essayistischer Behandlung im Allgemeinen eine recht geringe ist.
Es kommt noch dazu, dass ich Ihr
Stück, das ich wirklich mit Vergnügen gelesen habe, gleich Ihnen doch
nur als Studie und nicht als reines Kunstwerk auffassen kann, was ja wohl auch
nicht in Ihrer Intention gelegen
ist↓war↓. Bei all dem habe ich gewisse Szenen auch poetisch sehr gelungen
gefunden und wenn mir etwas weniger behagt hat, so waren es vielleicht etliche
humoristische Partien Ihrer Studie, die sich ein wenig unter dem Niveau des
Gesamtwerkes abzuspielen
scheinen. Aber wir wollen nicht dogmatisch sein; wenn
|es auch kein Drama
ist vorstellt, wenn man
auch von einem höheren künstlerischen Standpunkt aus überhaupt nichts Rechtes
damit anfangen kann, – aus dem Einfall als solchen und aus manchem Detail
spricht ein feiner, kultivierter Geist, dessen Aeusserungen in welcher Form
immer sie mir dargebracht werden, ich
↓stets↓ mit
Interesse aufnehme.
Mit verbindlichem Gruss
Ihr sehr ergebener
[handschriftlich:] Arthur Schnitzler
Herrn Bezirksrichter Dr.Adam Pollak,
Zistersdorf.