|Dr. Arthur Schnitzler 13. 5. 1913.
Sehr geehrter Herr Doktor.
Es ist mir nicht ganz klar geworden, warum Sie glauben, dass die »
Fatme« nicht meinen Beifall gefunden habe. Dass ich mich etwas
kurz gefasst habe liegt einfach daran, dass meine Neigung zu ausführlicher
essayistischer Behandlung im Allgemeinen eine recht geringe ist. Es kommt noch dazu,
dass ich Ihr
Stück, das ich
wirklich mit Vergnügen gelesen habe, gleich Ihnen doch nur als Studie und nicht als
reines Kunstwerk auffassen kann, was ja wohl auch nicht in Ihrer Intention gelegen
ist↓war↓. Bei all dem habe ich gewisse Szenen auch poetisch sehr gelungen gefunden
und wenn mir etwas weniger behagt hat, so waren es vielleicht etliche humoristische
Partien Ihrer Studie, die sich ein wenig unter dem Niveau des
Gesamtwerkes abzuspielen scheinen. Aber wir
wollen nicht dogmatisch sein; wenn
|es auch kein Drama
ist vorstellt, wenn man auch von einem höheren
künstlerischen Standpunkt aus überhaupt nichts Rechtes damit anfangen kann, – aus
dem
Einfall als solchen und aus manchem Detail spricht ein feiner, kultivierter Geist,
dessen Aeusserungen in welcher Form immer sie mir dargebracht werden, ich
↓stets↓ mit Interesse aufnehme.
Herrn Bezirksrichter Dr.Adam Pollak,
Zistersdorf.