neulich hatte ich einmal den Gedanken: man wohnt doch in der
selben Stadt –
so kann
man doch
ein Mal, wenn man
sich wün
scht, den andern
zu
sehen, auch Glück haben, ohne er
st einen Brief zu
schreiben oder ein Telegramm zu
schicken – und als ich dann bei Euch die Treppe heruntergehen
|mu
sste, war ich unverhältnismäßig
traurig. Freilich das einzelne i
st ja immer ein Zufall oder ein unbeträchtliches
Detail, aber das Ganze macht mich wach
send traurig, ich kann mir nicht helfen. Man
i
st
seit 20 Jahren gut miteinander, man i
st
sich weder fremder, noch unintere
ssanter,
noch weniger lieb geworden,
|sondern im Gegentheil vielleicht, man gehört dem
selben Berufe an, man wohnt in
einer Stadt – und man verbringt keine 20 Stunden im
Jahr miteinander! Mir geht es furchtbar ab – Euch, Ihnen und
Richard offenbar viel weniger, das i
st ja Temperaments
sache. Am
Lido |hatte ich oft daran gedacht,
hatte
so
sicher gehofft, in die
sen drei Wochen
Juli würde man
sich mehr
als einmal
sehen, – es
sind Jahre her, da
ss Sie nicht in meinem
Haus waren! – und nun ko
mmt es
so. In die
ser
Woche, wo wir noch hier
sind,
trafen über
siedelt Ihr,
zu Anfang der näch
sten Woche fahren wir mit
|den
Friedmanns fort, über
München an den
Bodensee (eine Landschaft die ich nicht kenne und mir lange wün
sche) dann
über den
Arlberg nach
Tirol hinein und
sind ungefähr die er
sten 10 Tage des
August in
Canazei. Dann
sind wir für viele Wochen
|in
Aussee. Ko
mmt doch im
September ein
bi
ssl dorthin, da i
st gewöhnlich eine
so
schöne Zeit.
Wenn Ihr jemals wieder nach
Tirol geht, will ich
alles tun, um für eine Zeit an den gleichen Ort zu ko
mmen; ich habe
|eine
so
schöne
liebe Erinnerung an die Tage in
Welsberg – das
i
st aber auch schon wieder 4 Jahre her.
Wie gerne hätte ich wieder ein neues Buch von Ihnen in der Hand. Wie gerne möchte
ich
Ihnen meine
Spieloper
vorle
sen.
Schicken Sie mir ein paar Zeilen nach
Canazei, Südtirol, dann
später.