Mein lieber Richard, wir waren ein paar Tage auf dem
Semmering –
Mama’s Geburtstag,
englische Verwandte,
Brahm,
Kainz – und Ihr Brief erwartete
mich, als ich unsere schon in Zerstörung begriffene
Wohnung wieder betrat. Ich freu mich sehr, dass
Sie das
Stück gut finden und
glaube auch gern Ihrer Voraussage, dass ich noch Freude an meiner
Tragikomödie haben werde – nur bin ich nicht
sicher, ob das schon bei Gelegenheit der ersten Aufführung sein wird . . was ebensowohl mit Publikumspsychologie als mit
Schauspielerconstellation zusammenhängt. Ueber all dies, – auch über die Liebe der
Genia’s zu den
Hofreiters (die vorkommt! öfters als die zu
edlern Exemplaren!) näheres, hoffentlich, noch in diesem Sommer. Vorläufig bin ich
etwas gerührt und fast etwas beschämt, dass Sie mir einen so langen und schönen Brief
geschrieben haben. (Wenn es aber als Ausrede benützt werden soll, dass Sie im »Traum«
nicht weiter gekommen sind, so wasch ich meine Hände in Unschuld.) Morgen kommen
meine Bücher in die
Sternwartestrasse; und wir
hoffen Samstag oder
Sonntag zum ersten Mal drüben zu schlafen. Ihr
Mirjam-Gedicht (für dessen Sendung ich
herzlich danke) kann ich jetzt von der braven
Frieda nicht abschreiben lassen, weil sie in
Alt-Aussee Salzberggasse 46 lebt, ohne Schreibmaschine. Aber
ich will nächste Woche, wenn wir so weit sind, ihre
Vertreterin kommen lassen.
Und wie geht es Ihnen? Sind Sie mit Wohnung und allem übrigen zufrieden? Und
Paula? Und die
Kinder?
Wir grüssen Euch alle vielmals.