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Verehrter Herr
Verzeihen Sie Einem mir, dass ich Ihren Brief erst
heute beantworte.
Die Schauspieler baten mich, Sie erst zur
Première zu laden, heute wurde noch irrsinnig
gearbeitet. Sie wollten nicht im Rohzustande vor Sie hintreten.
Die letzte Probe fand heute nachmittag statt und endete um ¼ 7
abends.
Leider wird Sie »
Literatur« nicht voll erfreun.
Ich war krank vor Ärger, weil die Leiter des Theaters das willigste
erf freudigste Publikum der
Freien Volksbühne kennen und, seine Milde missbrauchend, sagen: Da
brauchen wir uns nicht anzustrengen.
|Ich war gestern im Ärger des Tags schon
willig Sie zu bitten, lieber zu einer späteren Aufführung zu kommen. Jedenfalls wird
die Qualität unserer Vorstellungen durch den »
halben
Held« besser repräsentirt.
Ich sage das zornknirschend, aber ich will Sie lieber nicht irreführen. Wenn ich
unser Theater selbst leiten werde, werde ich jene |Commandogewalt über die Schauspieler haben,
die unerlässlich ist.
Um Ihnen nach diesen verdriesslichen Mittheilungen zu zeigen, wie sehr mir (der
einmal als junger Esel sehr dumm vor Ihnen stand) an Ihrem Ja und Nein gelegen ist,
müssen Sie mir gestatten, Ihnen meine
Besprechung des »
Ruf des
Lebens« vorzulegen. Ihnen liegt selbstverständlich nichts an
|meiner Huldigung. Ich will Ihnen nur zeigen,
einen wie
andächtigen Abend ich Ihnen verdankte.
S. Fischer wurde verständigt. Seine Zustimmung
ist zweifellos.
Dank und ergebensten Gruß:
Stefan Großmann