Hermann Bahr an Arthur Schnitzler, 11. 12. 1909

|11. 12. 09

Lieber Arthur!

In Halle a/Saale, wo ich auch wieder einmal die Toten schweigen liess, hat man mich angefleht Dir doch zuzureden, dass Du selbst einmal hinkommen sollst. Ein Oberingenieur Bacher, der schon einmal mit Dir correspondiert haben will, beschwört Dich, wenn Du zum Anathol nach Berlin fährst, doch den Weg über Halle zu nehmen. Ich bitte Dich, schreib ihm (Halle, Waidenplan 13) ein Wort, und zwar baldigst. Denn der gute Mann |hat mir ein unfehlbares Mittel gegen die Gicht versprochen, das ich dringend brauche und er mir sicher nicht schickt, so lang ich mich nicht besonders um ihn verdient gemacht habe. Und: hast Du vielleicht eine neue kurze, womöglich lustige Novelle? Ich soll hier für die freie Schule vorlesen und möchte was von Dir. Entschuldige, dass ich diktiere: ich bin totmüd, in grosser Hast und eben auf den Semmering abreisend.
Herzlichst mit den schönsten Grüssen an Frau und Kinder
Dein alter
[handschriftlich Hermann Bahr:] HermannBahr
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