Ich danke Dir sehr, dass Du mir ermöglicht hast Dein neues
Stück zu lesen. Dass Du es kurzweg als
Scherz bezeichnest nehme ich als Koketterie. Ich habe durchaus Vergnügen und sehr
oft
Freude daran gehabt. Man wünschte sich vielleicht Gestalten wie
Korz und
Fanny, auch
Jason und die geringern, in einer ernster bewegten Welt
wiederzufinden, wie ich überhaupt die Charakteristik und Karikaturistik in dem Stück
noch höher werten möchte, als das anekdotische Element. Ich hoffe | aus praktischen
Gründen | Du bereitest das Publikum durch einen glücklichen Untertitel ein wenig vor, wie es seine Augen
einzustellen hat, um mit ungestörter Lust schauen und geniessen zu dürfen. Nennst
das
Ganze vielleicht burleske Komödie oder so ähnlich. Ferner, wenn mir ein bescheidener
Rat gestattet ist, würde ich die Schlussscene des zweiten Aktes | den schwarzen Kuss | streichen, da mir ihr Humor zu
Kadlbürgerlich scheint im Verhältnis zu der grotesken Laune, die sonst durch
die Komödie fegt. Ob es den Leuten möglich sein wird sich ganz nach Deinem
Willen in die
gemässigtere Haltung des Schlusses zu finden, wag ich nicht vorher zu sagen. Für das,
was den »Witz« in Deinem Stücke vorstellt, reicht natürlich auch das aus, was am Ende
die »Pointe« wird,
↓–↓ und das burleske widersetzt sich seiner
ganzen Natur nach jeder entgiltigen Erledigung. Es ist gleichsam aus dem Chaos selbst
geboren, während der Witz doch immer ein Spross des Tages ist, in einer Art von
festem Verhältnis zu unsern Sitten, unserer Ordnung, unserer Tradition steht, auch
wenn er sich über sie lustig zu machen scheint
. Der Witz
↓bold↓ besieht sich die Erde von einem Fesselballon aus, der
Burleskant schwebt frei in den Lüften. In ihm steckt so sicher ein Anarchist, wie
im
Witzbold ein Pedant. Dies nur nebenbei | wie es das Los der allgemeinen Bemerkungen
nun ist. | Im übrigen glaub ich, dass sich die Leute bei Deinem Stück sehr amüsieren
werden, selbst wenn sie es verstehen sollten.
[handschriftlich:] herzlich
ste Grüße, auch von meiner
Frau.
laß doch, von Zeit zu Zeit ein Wort von dir hören.
Dein
Arthur