ich finde deinen neuen
Einakter sehr intere
ssant; fe
sselnd vom e
rsten bis zum letzten Wort, und halte (we
nn es
nicht zu einem Skandal kommt, was man bei Bahren und Faunen nie wi
ssen kann) auch
eine
starke Bühnenwirkung für wahr
scheinlich. (Deine 3 Einakter mü
ssten zu
sammen
gegeben werden;
Faun zum Schlu
ss,
Narr zu Anfang, das »du kannst ja mitkommen«,
der Helmine am Schlu
ss
bekäme dann
seine be
sondre Bedeutung.)
Man denkt natürlich
so ein Stück weiter, wie man wirkliche Erlebni
sse weiter
phanta
sirt, und
so habe ich auch einen zwei
ten u dritten Akt ge
sehen, die man vorläufig nicht wird
spielen können. Der
zweite Akt auf der
steilen Bergwie
se. Falls du ihn
schreiben
sollte
st, rathe ich dir,
ihn nicht von
Lessing in
szeniren zu la
ssen,
der Orgien nur ein mäßiges Ver
ständnis entgegenbringt, was
sich im 4. Akt der
Beatrice ja
mmervoll
erwie
sen. Die
ser
zweite Akt, der ver
schiedentlich geführt werden könnte bekäme
seinen ganzen Sinn
natürlich nur durch die vollende
ste Rück
sichtslo
sigkeit. Al
so Bedingung:
Unaufführbarkeit. Da für mich (wenig
stens wie ich das Stück weitergedacht habe)
Helmine die Heldin i
st, brächte der 3. Akt den
seelischen Untergang oder Sieg der
Helmine. Man wird zu irgend etwas wahr
scheinlich nur reif, wenn man eigentlich dazu
geboren war. Man kann ein Faun
sein; man ka
nn aber kein Faun werden.
Man kann ein Hexchen und eine Nymphe
sein, aber man ka
nn
es nicht werden. Ich bin nicht klar darüber, ob
Helmine das Recht auf die Welt gebracht hat, auf die
stei
le Bergwie
se zu wandern. Jedenfalls
sie eher als Edgar, wie ja die Frauen
überhaupt mit den Urelementen verwandter
sind als die Männer. Es wäre auch zu
bedenken, ob
Helmine nicht irgend was, das man nur aus
seiner Natur heraus
thun darf,
par dépit thut – was
vielleicht eine der häufig
sten tragi
schen Ver
schuldungen bedeutet. Eine andere, eher
komoedi
sche Ver
schuldung hinwiederum: jemand denkt auf dem Wege der
↓Höher-↓Entwicklung irgendwohin gelangt
sei zu
sein – und i
st nur atavi
sti
sch hingerathen.
Auch auf den
steilen Bergwie
sen tanzen zumei
st Leute, die nicht hin gehören. Dahin
ungefähr führte mich dein fauni
sch-tief
sinnig-burleskes
Stückchen, und
so möchte es wahr
scheinlich
damit
enden, da
ss
irgend welche nicht bergwie
senwürdige Ge
schöpfe vom wahren Faun zu Thale geprügelt
würden. –
– Heute,
↓den 25.↓ mein lieber Hermann, rei
sen wir ab. Nach
Berlin. (1, 2 Tage)
Kopenhagen (3, 4 Tage.)
Marienlyst. Ein paar Wochen. Dann, Augu
st vielleicht noch irgendwohin an die
Nordsee. (
Nordvyk?). La
ss uns jedenfalls in brieflich-an
sichtskartlicher Verbindung
bleiben. –