Hugo von Hofmannsthal an Arthur Schnitzler, [4. 3. 1906]

|Sonntag.

mein lieber Arthur

ich wünsche mir ssehr, ein paar Stunden mit Ihnen ruhig zu verbringen, von Ihrem Stück zu reden, das ich ssehr schön finde (habs wieder gelesen) und von anderen Dingen.
Bitte schlagen Sie uns einen Abend der Woche vor, uns ist jeder recht. Soll man denn alt werden und einander so wenig gehabt haben? – Völlig |bestürzt, direct getroffen wie von etwas ganz Schlechtem, die Nerven aufregenden bin ich von diesem unsinnigen brutalen Aufsatz von Harden. So muss man sich denn entschließen, diesen bedeutenden Menschen zu den pathologischen Existenzen, deren Gefährlichkeit mit ihrer |Unberechenbarkeit wächst, zu werfen! Wie traurig. Ich mühe mich, es zu begreifen, die Wurzel dieser wilden, um sich fressenden Parteilichkeit, dieser fieberhaften Zerrüttung zu fassen –Ich habe an ihn geschrieben, mit den bittersten Vorwürfen und ihn gefragt, ob er mir |erlauben will, in der Zukunft ein »Gespräch über einige neue Theaterstücke« (ich denke an Ruf des LebensPippaLeidenschaft) zu bringen. Bin neugierig, was er antwortet.
Ihr
 Hugo.
    Bildrechte © University Library, Cambridge