Hugo von Hofmannsthal an Arthur Schnitzler, [7. 8. 1905]

|Montag früh

mein lieber Arthur,

wir freuen uns ja ssehr, Euch Freitag hier zu sehen, aber ich will Ihnen doch sagen – um es durch Aussprechen loszuwerden, dass mich dies Hinausschieben um eine Woche heftig, vielleicht unverhältnismäßig heftig verstimmt hat. Sie können allerdings nicht wissen, |dass ich aus gewissen Arbeitsgründen Sonntag schon wieder abreise und man sich daher knapp einmal sehen wird, in Monaten – aber davon abgesehen, ganz an und für sich betrachtet: man sitzt auf der elenden Waffenübung, freut sich ssehr auf die paar Menschen |die man dann wiedersehen kann – Richard kann ich nicht rechnen, bis er wieder normaler und gesünder wird, Bahr ist verschollen – kommt dann zurück, sehnt sich sehr, in andere Dinge wieder hineinzukommen (Sie ahnen nicht, wie einem solche vier Wochen den Kopf verderben können), telegrafirt |in der ersten halben Stunde, hofft doch ein bischen, dass der Andere auch irgend etwas von dieser Ungeduld hat, hofft in diesem Fall, es wird heißen: übermorgen kommen wir zu Euch und dann müssen Sie zu mir kommen ich lese Ihnen was vor . . . und dann bekommt man eine Antwort, aus der man ssehr spürt, dass der andere sich nicht will aus seiner »Einteilung« bringen lassen. Ich bin etwas traurig darüber. Wahrscheinlich ist das ganz dumm, aber es ist vielleicht das Resultat von 200 kleinen Dingen.
Ihr
Hugo.
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