Arthur Schnitzler an Hermann Bahr, 16. 5. 1902

mein lieber Hermann,

bevor ich zu dir hinauskomme, dir für deinen guten schönen Brief zu danken, wollte ich dir heute schon sagen, wie herzlich er mich gefreut hat – und dass die Blumen, die du mir geschickt hast, mindestens ebenso wohl u herrlich duften als wenn sie von einem weiblichen Wesen kämen – und jedenfalls zu den freundlichsten Enttäuschungen gehören, die mir geworden sind – Noch mehreres wollte ich dir schreiben, was aber zu lesen dir heute die Stimmung fehlen wird, denn eben lese ich dass deine Mutter gestorben ist, und so kann ich für heute nichts anderes mehr sagen, als dass ich dich bitte, an die innigste Theilnahme eines Menschen zu glauben, der dein Freund geworden ist. Und was man so allmälig wurde, bleibt man – besonders in unseren Jahren. Nicht mehr für heute. Ich hoffe dich bald zu sehen.
In Treue dein
 Arthur
Wien 16. 5. 902