mein lieber Hugo, heute Vormittag habe ich Ihren
Papa ge
sprochen, und ihn zu meiner Freude
so vortrefflich aus
sehend und bei
so guter Sti
mmung
getroffen, wie nur einer
sein kann, der morgen wieder auf
steht. Ich war ge
stern
früh gleich nach meiner Ankunft bei Ihrer
Mama und fand
sie
schon vollkommen beruhigt
und haupt
sächlich froh über die viele Sympathie von allen Seiten, die bei die
ser
Gelegenheit
sich aus
sprach.
|Soweit ich (ohne
Unter
suchung) das ganze beurtheilen kann,
scheint mir eine organi
sche Erkrankung
↓(des Herzens)↓ vollkommen ausge
schlo
ssen; ich wei
ss nicht
einmal, ob es richtig i
st, von »Anfällen von Herz
schwäche« zu
sprechen; mir ko
mmt der
vagus als der
schuldige
vor, und als ich heute vor Ihrer
Mama von
vagus Neuro
se
sprach,
sagte
sie, Dr.
Schandlbauer habe die
selbe Vermuthung ausge
sprochen. Jedenfalls dürfen Sie
so vergnügt und
unbe
sorgt weiterleben als vorher. Allerdings ko
mmt’s
|mir
sehr fraglich vor, da
ss Ihre
Mama sich ent
schließen wird, Ihren
Papa zu Ihnen nach
Paris fahren zu la
ssen; das i
st ganz begreiflich. Ich höre immer
wieder, von
Richard und von Ihrer
Mama, d
ss Sie
sich
so wohl
fühlen und mit Lu
st arbeiten, und
so freue ich mich nicht nur auf Sie
sondern auch
auf das, was Sie mitbringen werden. Ich war auf meiner Rei
se eigentlich nur in den
Stunden ziemlich gut dran, in denen ich ge
schrieben habe; –
|das Wetter war
selten
schön, nur in
Ragusa 3 klare Tage, aber da wars für
Ragusa und für
Anfang April doch zu kühl. In
Abbazia hat es ununterbrochen gego
ssen; dort war ich viel mit
Georg Hirschfeld zu
sammen, zu dem ich neue
Sympathie gefa
sst habe.
Elly liebe ich aber
noch immer nicht. Es war mir auffallend, wie viel ich auf meiner Rei
se geträumt habe;
so lebhaft und bewegt wie
nie, und meine
Todte i
st mir
vier oder fünf Mal er
schienen.
|Der
sonderbar
ste von
allen Träumen war der, d
ss ich träumte, ich hätte drei Träume gehabt, die mir den Tod vorherge
sagt und erzählte jemandem die
se 3 Träume,
nach dem Aufwachen erinnerte ich mich nur an einen davon deutlich. – Ich bin noch
immer an der langen
Novelle,
vor
Ostern wird
sie doch fertig, dann dictir ich
sie; fange aber gleich
was neues an, entweder eine kurze
Geschichte oder die
ses
Sommerstück; – eigentlich hab ich ein Gefühl von
Uner
schöpf
|lichkeit wie nie zuvor, aber es i
st mehr
theoreti
sch, – macht mich nicht be
sonders glücklich. Ich empfinde meinen Verlu
st
schwerer und
sichrer als je.
Ich hoffe Sie haben meinen Brief
↓(aus Wien)↓ und auch die Karten aus
Dalmatien bekommen.