|Lieber und verehrter Herr Brandes,
zugleich mit die
sem Brief geht ein neues
Buch an Sie ab, das 3 Einakter von mir enthält. Sie werden
schon ziemlich viel gegeben und insbe
sondere der »
Kakadu« amü
sirt die Leute
sehr. –
– Weiter ka
nn ich Ihnen heute kaum was
sagen. Vor
sieben
Wochen i
st das
Geschöpf
begraben worden, das ich von allen
|Men
schen der
Erde am lieb
sten gehabt habe, meine Geliebte, Freundin und Braut – die durch mehr als
vier Jahre meinem Leben
seinen ganzen Sinn und
seine ganze Freude gegeben hat, – und
seither dämmere ich hin, aber exi
stire kaum mehr. Aus der Fülle der Ge
sundheit und
Jugend hat
sie eine blöd
sinnige und tücki
sche Krankheit innerhalb zweier Tage ins
Grab geri
ssen, und ich habe
sie
sterben ge
sehen, bei vollem Bewußt
|sein
sterben ge
sehn. Bitte
sagen Sie mir kein Wort
darüber. Ich mußte es Ihnen aber
sagen. –
Jener
dänische Schriftsteller hat
sich bei
mir nicht blicken la
ssen. Allerdings war ich einige Male von
Wien abwe
send. La
ssen Sie mich recht bald hören wie es Ihnen
geht, ob Sie endgiltig ge
sund
sind und wie Sie mit Ihren Plänen für den Sommer
stehn. –