Arthur Schnitzler an Hugo von Hofmannsthal, [16. 11. 1897]

|Dinstag Früh.
Lieber Hugo, ich vergass Ihnen zu schreiben, dss heute Dinstag Abend nichts bei mir ist. – Ihre Antwort gestern Früh hatte ich wohl erwartet; aber ich konnte den Versuch nicht weigern. Im übrigen mußte auch ich absagen und hätte auch Ihnen abgesagt, da ich schrecklich verkühlt bin. –
Hier sind Ihre drei Stücke. Ich habe mich |beim Lesen sehr gefreut. Am reinsten hat der weiße Fächer auf mich gewirkt; käme es zwischen Fortunio und Miranda irgendwo, am besten wohl am Schluss, zu einem lebhaften Sichselber und Einanderverstehn – ganz kurz, aber stark, so wäre das Stück etwas vollkommenes. Bei der jungen Frau hab ich zum Schluss meinen lieben Kaufmann wieder herbeigesehnt. Hoffentlich lassen Sie ihn erscheinen, bei welcher Gelegenheit |er vielleicht auch aufklären könnte, wieso die junge Frau sich über den Sohn des Teppichhändlers in so furchtbarer Weise durch viele Jahre täuschen konnte.
Meine Karte mit dem Brief von Andrian haben Sie bekommen? –
Herzlichen Gruss.
Ihr  Arthur
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