ich bin in
Prag gewe
sen, in
Karlsbad und nun bin ich hier, wo ich wohl bis Ende der Woche oder Anfang
der näch
sten bleiben werde. Dann er
scheine ich in
Ischl,
Pension Petter, wo ich hoffentlich eine Nachricht von Ihnen finden werde. Die
se
Zeilen werden in einer Dachka
mmer, nein, eigentlich
in einem Dach
salon ge
schrieben – zwei Fen
ster mit eben
sovielen Aus
sichten;
beide
stehen offen und alles papierne
|auf dem
Ti
sch flattert und knittert. – Ich hab mich
schon an manchem
schönen freuen
können und fühle mich im ganzen wohl, ohne in irgend einem Augenblick zu einem
Hochgefühl geko
mmen zu
sein. In
Prag das merkwürdig
ste ein alter
jüdischer Friedhof, der lang
sam ver
sinkt. Seit mehr als
hundert Jahren begräbt man dort nicht mehr, und die Grab
steine u. Sarkophage
werden lang
sam von der Erde einge
schlürft. Einige
sind noch zur Hälfte über dem
Boden, von andern
sieht man gerade noch die ober
sten Ränder. Alle dicht
aneinander, viele
schief, manche gegen einander geneigt,
sich gegen
seitig
|stützend. Darüber
stille nicht
sehr hohe
tiefgrüne Bäume, mit
so dichtem Laub, als wenn
sie alle zu
sa
mmen ein Dach
sein wollten für die
sen
Friedhof, der
stirbt. – Die
ethnographische Ausstellung: viel intere
ssante
Stuben und Co
stüme. – Der
Hradschin, da
hat mir ein Führer erzählt, da
ss man im Volk in
Prag den Kronprinzen
Rudolf
nicht für todt hält: ein Kut
scher hat ihn im Jahr
91 sogar in die
Aus
stellung geführt, ganz be
sti
mmt, er hat ihn
erkannt. – Ein Hofbedien
steter, der
sehr geme
ssen und höflich erläutert, und der
sich, we
nn ihm was unhöfi
sches pa
ssirt,
schnell
wieder derfangt. Z. B.
|wie er den Fen
ster
sturz
berichtet: »Hier hat man die drei in den Graben hinunterge
schmi
ssen,
respective hinuntergeworfen«.
– In
Karlsbad Wirkung der Curgä
ste als Ma
sse, wie jeder das
seine beiträgt zum
Eindruck: Weltcurort; – aber man darf
sie nicht einzeln an
sehn, we
nn man das große
spüren will – denn dann
sind’s
Hoch
stapler, Zuckerkranke,
polnische Juden, Gigerln,
Besesny,
Broda,
Wilhelmine Sandrock – allerdings auch
Sonnenthal
(Uebergang,), einige wirklich elegante Men
schen und ein paar entzückend
schöne
Amerikanerinnen. – Ich bin aus
K.
|bald fort – man ka
nn dort nur 2 Tage oder 4 Wochen bleiben. – Hier,
in
Marienbad, i
st es behaglicher, und die
Leute, die hier
sind,
sind nicht
so
stolz darauf, da
ss
sie da
sind, wie in
Karlsbad. – Ein großer freundlicher Park, in dem hohe
schöne Häu
ser
stehn,
die lauter Hotels
sind, und ringsherum be
scheidene Hügel, die
sich freuen, weil
man breite Wege zu ihnen hingeführt hat, und Wälder, die
sich freuen, weil
so
brave dicke Men
schen in ihnen
spazieren gehn; auch die Wirthe und Kellner
|und Dien
stmänner lächeln hier; während
sie in
K. alle
sehr ern
st
sind und ihrer Würde nie verge
ssen können. – Hier
hab ich
Hänsel u
Grethel im Theater ge
sehn, in
K. den
armen Jonathan, in
Prag (
böhmisch)
Dimitrij, Oper v.
Dvorak u. (deut
sch) –
Attaché mit
Hartmann u
Kallina als Gä
sten. –