Felix Salten an Arthur Schnitzler, 10. 8. 1914

|Berghof, 10. 8. 14

Lieber,

Ihre Karte aus der Schweiz bekam ich vor zwei Tagen, nehme aber an, dass Sie jetzt wieder zu Hause sind. Wann ich nach Wien komme, weiß ich nicht, weiß nicht einmal, ob ich es soll. Hier ist es so ganz still, ganz einsam und das beruhigt einigermaßen. Sonst – wenn man sich’s klar macht, was jetzt geschieht und warum es geschieht – könnte man verzweifeln. Wer dran glaubt, dies alles sei wegen Serbien, ist eigentlich zu beneiden. Denn er hat doch etwas, um sein Rechtsgefühl damit zu füttern. Vielleicht ist es gut, dass dieser Krieg eben jetzt ausgebrochen wird. Gut: für unsere Söhne. Das mag hässlich und egoistisch gedacht sein, aber ich denke es eben. Beer-Hofmanns sind hier in Weißenbach. Ich glaube, sie sind dort fast die einzigen. Wir sehen uns manchmal. Lassen Sie mich wißen, wie es bei Ihnen geht. Viele herzlichste Grüße von uns an Sie Beide und die Kinder!
Ihr  Salten
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