Felix Salten an Arthur Schnitzler, 15. 10. 1907

|Herrn Dr Arthur Schnitzler

|Berlin, 15. X. 07

Lieber,

gestern waren wir in den Kammerspielen bei der »Liebelei«. Ich möchte Ihnen sagen, wie sehr mich dieses Stück wieder ergriffen hat. Übrigens nicht mich allein, sondern alle. Otti, Wollf, und das ganze Publicum. Bei mir waren da natürlich noch andere Dinge, die mich im Anhören tief gerührt haben. Aber daneben und drüber hinaus hab ich doch gesehen, wie schön dieses Werk ist, und habe vor allem gespürt, dass es sicherlich bleiben wird. Es ist ein Ausdruck unserer Epoche darin und dabei etwas so zeitlos Wahres und im Gefühl Starkes. Die Höflich über alle Begriffe herrlich. Pagay einfach wundervoll. Die Anderen fast unmöglich. – Heute war Generalprobe, und ich weiß noch garnichts. Bassermann beinahe schlecht. Die Wirkung auf mich matt. Ich bin bald in Wien.
Inzwischen viele schöne Grüße
von uns zu Ihnen, herzlichst
Ihr
 Salten
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