Lieber, ich wollte allerdings morgen
lesen, bin aber so in Anspruch genommen, dass ichs vorderhand auf Freitag
laßen muß, wovon ich
H. heute verständigt habe. Ich wußte das schon gestern, sonst hätte ich Ihnen gestern geschrieben. Gerne kommen wir zu Ihnen, wenn Sie uns einen Tag
vorschlagen. Aber dass man einander entgleitet, hat andere Ursachen. Denn wiewol ich
sehr beschäftigt bin, fände ich doch Zeit genug, an dem Verkehr des alten Kreises theil zu nehmen. Dieser geht jedoch seit langem ohne mich vor sich. Was Sie
heute zum ersten Mal bemerken, und als höchst
ärgerlich bezeichnen, dass habe ich so oft und oft constatirt, dass ich schon
aufgehört habe, es zu beobachten. So wenig ich das herbeigeführt habe, so wenig
innere und äußere Eignung besitze ich, das heute noch zu ändern. Es fällt mir auch
nicht im Mindesten ein, die Dinge zu einer absolut nutzlosen Discussion zu stellen,
und
bitte Sie ernstlich davon abzusehen. Nur hätte
ich Ihre Bemerkung mit einer ähnlichen quittiren müßen, und das erscheint mir
unmöglich, weil es meinerseits nicht aufrichtig wäre. So hab ich Ihnen lieber gleich
gesagt, was ich seit langem denke, ohne damit das geringste zu bezwecken. Reden hilft
ja in solchen Fällen nichts, – es beseitigt nur Unklarheiten. Und ich hätte, wenn
ich
nicht dadurch die Situation selbst weiter im Unklaren gelaßen hätte, sicher noch
weiter nichts gesagt.
|Was die Vorlesung betrifft,
bitte ich Sie sehr, sich für Freitag frei zu halten,
oder, wenn dieser Tag nicht geht, es mir gleich zu schreiben
. H. möchte, dass wir dann punct 5.
beginnen, weil er um ½ 11 fort muß.
Mit herzlichsten Grüßen von uns
Beiden an Ihre
Frau,
den kl.
Buben und Sie
Ihr
Salten