Lieber Arthur, seit ein paar Tagen bin ich wieder in
Wien. Ich war in
Riva – sehr schön. Aber es hätte viel schöner sein können, wenn die
Mitterwurzer nicht dabei gewesen wäre.
Hier lebe ich in einer
merkwürdigen Sorglosigkeit. Eigentlich begreife ich es selbst nicht, warum ich mich
so völlig unbekümmert hintreiben laße. Manchmal sage ich mir, dass irgend eine
günstige Wendung bevorsteht, dass ich sie in allen Gliedern spüre und dass ich
deshalb so frei bin. Dabei fällt mir immer ein, was Sie mir gelegentlich sagten: Dass
man sich bei mir immer eines Glückfalles versieht. Für Ihren Brief dank ich Ihnen
sehr. Es war ja nicht viel, aber etwas, und ich bin jetzt – Frl.
M. ausgenommen – sehr einsam. Ich arbeite ordentlich dabei
|und nach allen Seiten. Es
geht kein Tag hin, an dem mir nicht etwas Erfreuliches einfiele. Dabei bin ich jetzt
an Büchern und Menschen und an den Erinnerungen vorbei auf einem ziemlich directen
Weg zu mir selbst. Es ist eine eigenthümlich aufregende Zeit. Frühling kann man nicht
sagen, – denn es ist etwas
z↓Z↓weites, alles ist dezidirter, kühler und alle Formen sind ohne den
ahnungsvollen Nebel, und klarer. Es gibt keinen Menschen, kein Buch, nichts in meinem
Leben, zu dem ich nicht eine
v↓t↓otal veränderte Beziehung hätte, als vorher. Das ist natürlich nicht erst in
acht Tagen geworden, aber erst auf meiner Reise, und dann jetzt hier, habe ich ein
wenig Ordnung mit diesen Dingen gemacht, und meine Interessen gesäubert.
Von äußeren Umständen weiß ich Ihnen
|nichts Neues zu sagen.
Vielleicht finde ich eine Stellung –
Ludaßy
behauptet,
d er habe große Dinge vor, – vielleicht wird etwas mit einer Direction; vielleicht schreibe ich von den Stoffen, mit denen ich mich jetzt
beschäftige einen zu Ende, – das letztere ist das wahrscheinlichste.
××× Das Bicycle und Frl.
M. füllen meine
übrige Zeit aus. Seit der Reise ist auch hier eine entscheidende Wendung eingetreten.
Das macht mich auch besser und ruhiger und gibt meinem Leben wieder einen vollen
Duft, denn ich habe lange Niemanden lieb gehabt. Sonst leb ich mit keinem Menschen
und habe Keinen, mit dem ich sprechen möchte.
Bei den übrigen ist, glaub ich, alles beim Alten, oder doch nichts wesentliches
geschehen.
Hugo sehe ich selten, und wenn,
dann reden wir vom Bicycle. Mein Verkehr mit
Beer-Hofmann beschränkt sich aufs Pokerspielen und mit
Schwarzkopf kann ich garnichts sprechen.
G. Hirschfeld sehe ich manchmal. Er will mir sein
Stück vorlesen.
Brahm ist
hier, glaube ich, – ich habe ihn aber noch nicht gesehen.
Sie kommen ja wol bald? Bis dahin höre ich
doch noch öfter, wie es Ihnen geht.