Hôtel de Ier
Ordre
nouvellement construit avec tous les conforts
modernes
120 chambres
situation splendide
ascenseur et lumière electrique
restaurant a la carte et arrangements pour
familles
St. Moritz-Bad, le 21. Augu
st.
Mein lieber Freund,
Ich komme er
st heut dazu, Dir und Deiner
Frau für die Freund
schaft zu
danken, mit der Ihr in
Wien mich aufgenommen
habt.
Die er
ste Hälfte meines Urlaubs habe ich leider
sehr unzweckmäßig verbracht. Der
Aufenthalt in
Ischl hat mir gar keine Erholung gewährt, und ich bedaure
|es
sehr, daß ich nicht die Energie gefunden habe, mich
früher von dort loszureißen, obwohl doch eigentlich nichts mich hielt. Seit vorigem
Donner
stag bin ich hier, und jetzt er
st beginne
ich, mich zu kräftigen und zu erfri
schen. Du kenn
st ja den
Ort von un
serem gemein
samen Aufenthalt her, an den
ich mich
h×× hier Manches erinnert, aber in
seiner ganzen Herrlichkeit entfaltet
sich das
Engadin doch er
st bei längerem Aufenthalt.
Mein Ent
schluß i
st gefaßt: Ich werde fortan
jeden
Urlaub im
Engadin verbringen. Nirgends wieder
gibt es eine
|solche Luft, das Athmen allein i
st ein
Vergnügen, und für abgearbeitete Men
schen i
st hier und hier allein die rechte
Erholung. Obwohl Du ja nicht abgearbeitet bi
st, rate ich Dir auch dringend, näch
sten
Sommer hier einen längeren Aufenthalt zu nehmen. Da die
Bahn jetzt bis
St. Moritz fährt, kommt man bequem hin (von
Innsbruck
in 10 Stunden).
Das
Buch von
Tschechow hat mich nicht begei
stert. Es enthält manches Feine, im Übrigen habe ich es vor
allen Dingen quälend gefunden, und Quälen i
st nicht Dichten.
|Meine An
sicht, daß
Tschechow ein feines Talent i
st, aber zu den bedeutenden und eigenartigen
Per
sönlichkeiten der
russischen Literatur
nicht gehört, hat durch
die
ses
Buch eine
Be
stärkung erfahren.
Auf der Rückrei
se komme ich nicht über
Wien, ich
hoffe aber, Dich im Winter in
Berlin wiederzu
sehen.
Mit vielen herzlichen Grüßen an Deine
Frau und Dich bin ich
Dein getreuer
Paul Goldmann.