Als ich das letzte Mal in
Wien war,
sprachen wir
über
Rudolf Lothar, und Du
sagte
st, er
sei ein an
ständiger Men
sch. Laß’ Dir folgenden Beitrag zu
seiner An
ständigkeit liefern:
Heut bekomme ich einen Brief von der Redaktion der
N. Fr. Pr., welcher mich informirt, daß
Lothar bei
Benedikt war und erwirkt hat, daß ich über
sein
Stück, welches das
Volkstheater hier zur Aufführung bringt,
nicht referire. Demgemäß erhalte ich die Wei
sung,
dem den »
König Harlekin« aus meinem Referat auszu
schalten.
|Das heißt al
so: Die
ser
Bursche weiß
sehr wohl, daß ich nicht lüge
und daß ich, wenn
sein
Stück,
wie vorauszu
sehen, einen Mißerfolg haben wird, einen Mißerfolg con
statiren werde.
Darum benutzt er
seinen Einfluß, um mich aus meinem Kritiker-Amt zu verdrängen und um
↓dann↓ selb
st an die
N. Fr.
Pr. d gefäl
schte Berichte abzu
senden
resp. sie durch eine Kreatur ab
senden zu
la
ssen.
Was × ich Dir da sage, ist Dienstgeheimniß, und ich muß Dich daher um strengste
Diskretion bitten.
|Hingegen würde
st Du mir einen großen Gefallen
erwei
sen, wenn Du allen Freunden und Bekannten mittheilen wollte
st, ich hätte Dir
ge
schrieben, daß ich über
Lothars Stück weder im
Feuilleton noch in der
Theaterrubrik berichten würde.
Was treibst Du sonst, mein lieber Freund? Mache mir bald wieder einmal die Freude
eines Briefes.
Viele treue Grüße!
Dein
Paul Goldmann.