Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 20. 3. [1899]

|Frankfurt, 20. März.

Mein armer lieber Freund,

Es ist entsetzlich, und ich kann es kaum fassen. Die arme junge Frau! Hat sie wenigstens nicht allzuviel gelitten? Warum gerade sie es sein mußte? Und warum Dir das Unheil mit so wahnsinniger Hartnäckigkeit zusetzt? . . . Ich fand heut früh Deine Depesche, die mich wie ein Donnerschlag traf. Wie hätte man darauf gefaßt sein sollen! Sagen kann man nichts dazu. Nur bei Dir sein möchte ich. Nimm’ Dich zusammen, Lieber, Guter! Trage auch das! Suche ein wenig Ruhe zu finden bei dem Gedanken an das, was gewesen ist und was Dir kein Tod rauben kann. |Du mußt sie sanft betrauern. Das ist die Trauer, die im Sinne ihres armen Herzens ist. Und Du mußt, Du mußt Dich zu der Erkenntniß durchringen, daß selbst jetzt nicht Alles zu Ende ist und daß selbst nach diesem Schlage das Leben weitergeht.
Ich umarme Dich von Herzen und in Treue
Dein
Paul Goldmann.
Jetzt sollst Du mir nichts schreiben. Aber bitte, sobald Du kannst, theile mir etwas Näheres mit!
Könntest Du nicht auf ein paar Wochen von Wien fort?
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